Die Wortarten


Obwohl nicht mal hinreichend geklärt ist, was überhaupt ein Wort ist, lassen sich Linguisten nicht davon abhalten, genau diese in Klassen einzuteilen. Das Deutsche kennt einige Wortarten (Wortklassen), die sich zusammenfassend in die zwei Gruppen flektierbar und nicht flektierbar einteilen lassen.

Das Substantiv

Diese Wortklasse gehört zu den flektierbaren Wortarten und stellt eine der einfachsten dar. Das Substantiv bildet Subjekt oder Objekt eines Satzes und wird in der Regel groß geschrieben.

Genus

Im Deutschen läßt sich jedes Substantiv einem Genus (Geschlecht) zuweisen, wovon es drei gibt (Maskulinum, Femininum, Neutrum). Der Genus determiniert die Flexion von Attributen wie Artikeln, Pronomen und Adjektiven, die im Genus übereinstimmen müssen.

Der Genus ist rein grammatikalisch zu denken und muß nicht mit dem natürlichen Geschlecht übereinstimmen. Insbesondere bei Lehnwörtern findet sich oft keine Übereinstimmung (die Person, unbestimmt für einen Mann oder eine Frau).

Kasus und Numerus

Die Flexion (Formwandlung) bezieht sich auf den Kasus (Fall), wovon es im Deutschen vier gibt (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ), und den Numerus, unterschieden nach Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl). Man nennt diese Art der Flexion Deklination

Kasus und Numerus determinieren die Flexion von Attributen wie Artikeln, Pronomen und Adjektiven, die in Kasus und Numerus übereinstimmen müssen. Das gilt allerdings nur für Attribute einer Phrase. Bei nachgestellten Attribute wie Appositionen, Relativpronomen etc. ist keine Übereinstimmung beim Kasus notwendig.

Kasusbestimmung

Um den Kasus eines Substantivs innerhalb eines Satzes zu bestimmen, kann man sich folgender Interrogativpronomen bedienen.

  • Wer oder was? => Nominativ
  • Wessen? => Genitiv
  • Wem? => Dativ
  • Wen oder was? => Akkusativ

Grammatikalische Rollen des Substantivs: Subjekt, Objekt, Attribut

Von einem Substantiv im Nominativ kann ohne Zweifel darauf geschlossen werden, daß es sich um das Subjekt eines Satzes handelt:

Der Lehrer ermahnt die Schüler. => Wer ermahnt? Der Lehrer.

Umgekehrt kann von einem Substantiv im Dativ oder Akkusativ geschlußfolgert werden, daß es sich um ein Objekt des Satzes handelt.

Der Lehrer ermahnt die Schüler. => Wen ermahnt der Lehrer? Die Schüler.

Das Subjekt stellt den „Täter“ oder Urheber einer Aktion dar (ausgenommen Zustandsverben, Konjunktivsätze etc.), mit einem Objekt geschieht hingegen etwas (durch die Tat des Täters).

Der Genitiv entzieht sich diesem grundsätzlichen Schema, da er attributiv zum Subjekt oder einem Objekt gebraucht wird.

Der Klassenlehrer der fünften Klasse ermahnt die Schüler. => Wessen Lehrer? Der Klassenlehrer der fünften Klasse.

Der Genitiv von „Klasse“ und seine Phrasenattribute „der fünften“ bilden ein Attribut zum „Klassenlehrer“, dem Subjekt des Satzes.

Der Klassenlehrer der fünften Klasse ermahnt die Schüler der neunten Klasse.

Der Genitiv von „Klasse“ und seine Phrasenattribute „der neunten“ bilden ein Attribut zu den„Schülern“, dem Objekt des Satzes.

Flexion von Substantiven

Es gibt feste Regeln, wonach Substantive flektiert werden, die aber zu zahlreich sind, um sie alle, ohne zu sehr abzulenken, an dieser Stelle darzustellen.

Stellvertretend zwei Beispiele:

  • das Auto – des Auto-s – die Auto-s – der Auto-s
  • aber: der Schüler – des Schüler-s – die Schüler – der Schüler

Der Artikel

Der Artikel, das Geschlechtswort, ist ein Begleiter von Substantiven, auf den dieselben Eigenschaften bezüglich Kasus, Numerus und Genus sowie der Flexion zutreffen mit dem Unterschied, daß er bei seiner Flexion abhängig vom begleiteten Substantiv ist und dessen Formbildung folgen muß.

Beispiele (bezogen auf die vorhergehenden Beispielsätze):

  • der Lehrer=> Nominativ Singular Maskulinum (siehe Tabelle)
  • die Schüler => Akkusativ Plural Maskulinum (siehe Tabelle)
SingularPlural
Nominativder Lehrerdie Lehrer
Genitivdes Lehrer-sder Lehrer
Dativdem Lehrerden Lehrer-n
Akkusativden Lehrerdie Lehrer
SingularPlural
Nominativder Schülerdie Schüler
Genitivdes Schüler-sder Schüler
Dativdem Schülerden Schüler-n
Akkusativden Schülerdie Schüler

Der Artikel als Begleiter ist grammatikalisch oft entbehrlich, aber nicht semantisch:

  • Der Lehrer und die Schüler freuen sich auf den Nachmittag.
  • Lehrer und Schüler freuen sich auf den Nachmittag. => Der Sinn wird unklar. Handelt es sich um einen oder mehrere Lehrer, um einen oder mehrere Schüler? Das Weglassen von Artikeln funktioniert ohne Sinnverlust nur bei einem gegebenen Kontext.

Der Artikel als Begleiter des Singulars

  • Das Haus ist bewohnt. => bestimmter Artikel: ein bestimmtes Haus
  • Ein Haus ist bewohnt. => Ersetzung durch den unbestimmten Artikel (bzw. das Numeral) „ein“: irgend ein Haus
  • *Haus ist bewohnt. => Dieser Satz stellt kein korrektes Deutsch dar.

Außer bei Ausnahmen wie Personen als Subjekten eines Satzes (Tom geht fort. vs. Der Tom geht fort.) ist es im Deutschen nicht zulässig, Substantive im Singular ohne Artikel zu benutzen.

Das gilt auch für andere Kasus:

  • *Der Lehrer fragt Schülerin. => Dieser Satz ist nicht zulässig, es muß heißen:
  • Der Lehrer fragt die Schülerin.

Hingegen:

  • Der Lehrer fragt den Schüler.
  • Der Lehrer fragt Schüler. => Dieser Satz ist zulässig, aber aus purem Zufall, denn es handelt sich gar nicht mehr um den Singular wie im ersten Satz, sondern um den Plural, wobei beide Wortformen gleich sind, er fragt also mehrere Schüler.

Der Artikel als Begleiter des Plurals

  • Die Häuser sind bewohnt. => bestimmte Häuser
  • Zwei Häuser sind bewohnt. => noch genauer und/ oder der Anzahl nach bestimmte Häuser
  • Häuser sind bewohnt. => irgendwelche Häuser

Der Artikel bei Singular-/ Pluralreihen

  • Packe den Schlüssel und den Geldbeutel ein. => Schlüssel und Geldbeutel sind bestimmt
  • Packe Schlüssel und Geldbeutel ein. => Verlust an semantischer Eindeutigkeit

Schon diese einfachen Beispiele anhand des bestimmten Artikels zeigen auf, daß die Wortklasse Artikel durchaus komplex ist und man leicht Fehler machen kann, die zu einer Verkehrung der beabsichtigten Aussage führen können.

Flexion von Artikeln

Es gibt keine festen Regeln der Flexion, man muß alle Formen sämtlicher Artikel auswendig lernen.

Das Adjektiv

Das Adjektiv kann auf zwei Weisen verwendet werden. Erstens als Attribut zu einem Substantiv und zweitens als Bestandteil eines Prädikates.

  1. Beim attributiven Gebrauch geht das Adjektiv dem Substantiv voran und reiht sich zwischen Artikel und Substantiv ein: das schöne Haus, ein schönes HausIn sehr seltenen Fällen wird das Adjektiv invers gebraucht, d.h. es folgt auf ein Substantiv: Forelle blau
  2. Beim prädikativen Gebrauch wird das Adjektiv mit einer Form von „sein“ kombiniert.

Das Adjekiv wird wie auch das Substantiv und der Artikel dekliniert.

Beim attributiven Gebrauch wird das Adjektiv vom Artikel und Substantiv regiert

  • Der Schüler malt ein schönes Bild.
  • Der Schüler malt das schöne Bild.

beim prädikativen Gebrauch steht hingegen zumeist die unflektierte Grundform

  • Das Bild ist schön
  • aber: Das Bild ist ein schönes. => der unbestimmte Artikel determiniert die Flexion des Adjektivs

Flexion von Adjektiven

Das Adjektiv hat eine überschaubare Anzahl von Deklinationsformen.

Steigerung der Adjektive

Adjektive besitzen die Möglichkeit, gesteigert zu werden. Ein Adjektiv kann je nach Steigerungsstufe in Positiv, Komparativ und Superlativ bzw. Elativ eingeteilt werden.

Die meisten Adjektive Adjektive folgen dabei einem sehr einfachen, regelmäßigen System

  • schön, schön-er, schön-st-er / am schön-sten
  • weit, weit-er, weit-est-er / am weit-esten

Einige bilden jedoch unregelmäßige Formen

  • gut, besser, best-er / am be-sten
  • hoch, höher, höch-st-er / am höch-sten

Das Pronomen

Pronomen sind Wörter, die stellvertretend im Satz an der Stelle eines Substantivs stehen. Pronomen werden wie die zuvor behandelten Wortklassen dekliniert. Allerdings folgen sie keinem regelmäßigen Schema, sondern man muß für jedes Pronomen alle Formen von Kasus, Numerus und Genus kennen.

Die Präposition

Die Präposition, oft auch als Verhältniswort, bezeichnet, steht immer zusammen mit einem Wort oder einer Phrase und verbindet etwas im Satz.

Eine Präposition steht in der Regel mit genau einem Kasus, d.h., sie regiert den Fall eines folgenden Substantivs:

  • aufgrund guter Noten => Genitiv
  • mit dem Auto => Dativ
  • für die Waisen => Akkusativ

Viele Sprecher und Schreiber wenden Präpositionen mit dem falschen Kasus, da sie eine Abneigung gegen den Genitiv zu haben scheinen und statt dessen den Dativ verwenden, der Genitiv aber von vielen Präpositionen verlangt wird.

Das Adverb

Das Adverb ist dem Wortlaut nach zugehörig zum Verb, was aber nur ein grober, oft nicht zutreffender Fingerzeig ist:

  • Der Lehrer bemüht sich sehr.
  • Der Lehrer gibt einen sehr guten Unterricht.

Im ersten Satz beschreibt das Adverb das Prädikat näher. Man kann fragen: Wie bemüht sich der Lehrer?

Im zweiten Satz beschreibt das Adverb aber das Akkusativ-Objekt, nämlich daß dieser nicht nur gut, sondern sehr gut ist.

Echte und unechte Adverbien

Es gibt ursprüngliche Adverbien wie „hier“, „dort“, „hinten“ etc. Ferner kann aber auch jedes Adjektiv im Satz adverbial gebraucht werden:

  • Er macht sein Sache gut.
  • Er drückt sich sicher aus.

Die Kopula

Kopula, von vielen Sprachwissenschaftlern vereinfachend zu Konjunktionen zusammengefaßt, sind Wörter, die

  1. Sätze oder
  2. Satzteile

miteiander verbinden (Bindewörter).

Kopula können auf

  1. derselben Stufe => Konjunktionen = nebenordnend
  2. auf unterschiedlichen Stufen => Subjunktionen = unterordnend

verbinden.

  • über Stock und Stein => Konjunktion
  • Das Herrchen kommt herein, und der Hund bringt die Hausschuhe. => Konjunktion
  • Heute ist es kalt, denn es regnet stark. => Konjunktion
  • Heute ist es kalt, weil es stark regnet. => Subjunktion

Subjunktionen können nur auf Satzebene verbinden (Hypotaxe), Konjunktionen hingegen sowohl auf Satzebene (Parataxe) als auch auf Satzteilebene.

Kopula können von

  1. einfachen Bindewörtern (und, oder, daß, aber etc.)
  2. Doppelbindewörtern (nicht nur ... sondern auch, sowohl ... als auch, je mehr ... desto)

gebildet werden.

Die Interjektion

Interjektionen sind Wörter, die keine grammatikalische Funktion bei der Satzbildung übernehmen. Oft stellen selbst satzähnliche Einheiten dar, weswegen sie durch Ausrufezeichen oder Kommata als eigenständige Einheit abgetrennt werden.

Interjektionsgruppen

  1. Gefühlsäußerungen: ah, oh, ui, au, aua, autsch, hurra, igitt, pfui
  2. Willensäußerungen: hallo, he, pst, basta
  3. Onomatopoesie: muh, miau, wau wau, kuckuck, ticktack, boing, grr

Das Numeral

Numerale lassen sich in zwei Gruppen unterteilen

  1. bestimmte
  2. unbestimmte

Bestimmte Numerale

Bestimmte Numerale untergliedern sich in

  1. Kardinalzahlen: eins, zwei, drei, hundert

    Dort stehen zwei Häuser. => wieviele?

  2. Ordinalzahlen: der erste, die zweite, das dritte, fünfunddreißigster

    Das zweite Haus ist größer.=> das wievielte?

  3. Wiederholungszahlen: einmal, zweimal, fünfmal, x-mal

    Das habe ich dir schon mehr als einmal gesagt.

  4. Gattungszahlen: zweierlei, viererlei

    Hier haben wir zweierlei.

  5. Numerierungszahlen/ Einteilungszahlen: erstens, zweitens, drittens

    Überbewerte es erstens nicht, und laß es zweitens auch erst mal sacken.

  6. Bruchzahlen: ein Drittel, zwei Drittel, vier Fünftel

    Mit dem Schlagwort der Zwei-Drittel-Gesellschaft wird behauptet, zwei Drittel Erwerbstätiger stünden einem Drittel Erwerbsloser gegenüber.

Das Verb

Das Verb ist die Königsklasse der Wortklassen. Sowohl was die Anzahl an Formen als auch was die praktische Anwendung betrifft, verfügt das Verb über eine Komplexität, wie sie keine andere Wortart aufweist.

Das Verb gehört zu den flektierbaren Wortklassen. Allerdings wird es als einzige nicht dekliniert, sondern konjungiert. Die Konjugation unterscheidet sich von der Deklination insofern, als nicht nach Kasus, sondern nach Tempora, Genera verbi und Modus flektiert wird.

Das aber hat zur Folge, daß

  1. die Vielfalt der Formen (vier Kasus, gegenüber sechs grammatikalischen Tempora, Hilfskonstruktionen und in der Praxis vielfältig ausdrückbarer Temporastufen, zwei Genera verbi und zusätzlich zwei Modi, die darüber hinaus durch Hilfskonstruktionen umschrieben werden können, immens groß ist
  2. mit ihr die Schwierigkeit der semantisch korrekten Anwendung der Flexion überaus zunimmt